Technischen Assistenzsystemen wird für die Aufrechterhaltung einer selbstbestimmten Lebensführung pflegebedürftiger Menschen im eigenen Haushalt ein hohes Potential zugeschrieben. Veränderungen am persönlichen Wohnumfeld stellen jedoch einen sensiblen Eingriff dar, weshalb Betroffene häufig mit Ablehnung reagieren. Außerdem sind Angebote an technischen Hilfen sowie deren Finanzierungsmöglichkeiten für ältere Menschen mit Pflegebedürftigkeit und ihre Zugehörigen nicht überblickbar. Geräte werden häufig auch als überfordernd wahrgenommen, was zu Verunsicherung und Nicht-Nutzung führen kann.
Eine Strategie, um das Potential technischer Assistenz in der Pflege nutzbar zu machen, stellt die Wohnberatung dar. Wohnberater*innen erarbeiten dabei zusammen mit Betroffenen und ihren Zugehörigen im Rahmen aufsuchender Beratungsgespräche individuelle, lebensweltorientierte Lösungen zur Unterstützung des Alltags.
Ziel ist es, Sicherheit und Schutz, Selbständigkeit, Selbstbestimmung und Wohlbefinden sowie die Teilhabe älterer Menschen zu erhalten und zu fördern. Um bei diesen Beratungsgesprächen technische Assistenzsysteme greifbar und erlebbar zu machen und dadurch Abwehrhaltungen abzubauen, wurden im Rahmen studentischer Projekte im Bachelorstudiengang Pflege Konzepte für sogenannte Demokoffer entwickelt. Die Studierendenprojekte fanden unter dem Dach des interprofessionellen Forschungsprojektes DeinHaus4.0 Oberbayern statt, welches von 2019 bis voraussichtlich 2024 an der THRO stattfindet.
Die Studierenden hatten den Auftrag, anhand typischer Fallbeispiele eine begründete Auswahl technischer Assistenzsysteme für die aufscheinenden Bedarfe zu wählen, Begleitmaterialien sowohl für die Beratenden als auch die Beratenen zu entwickeln, geeignete Träger-Behältnisse für die Demonstrationskoffer vorzuschlagen und ein Evaluationsinstrument für die entwickelten Koffer zu erarbeiten.
Am 7. Juli 2022 stellten die Studierenden die von ihnen entwickelten Konzepte vor einem Kreis an berufserfahrenen regionalen Wohnberater*innen vor und diskutierten sowie evaluierten gemeinsam mit diesen. Den Arbeitsergebnissen wurde aus Perspektive der Wohnberatenden hohe Relevanz attestiert. Die Studierenden selbst meldeten zurück, die Bearbeitung der praxisbezogenen Aufgabenstellung sowie die Präsentation der Ergebnisse vor der Fachöffentlichkeit als motivierend und lehrreich wahrgenommen zu haben.
Das Projekt fand im Sommersemester 2022 unter Leitung von Prof. Dr. Katharina Lüftl und Carola Nick statt. Die Studierenden äußerten: „An diesem Modul fanden wir besonders gut, die Chance, an einem realen Projekt zu arbeiten und etwas erreicht zu haben. Es war toll, zu sehen, dass all das im Studium Gelernte hier Anwendung fand.“