Nachhaltigkeit wird immer wichtiger für Unternehmen, da auch das Bewusstsein der Kunden dafür zunehmend größer wird. Es geht dabei um die Sicherstellung des langfristigen Bestandes einer Firma, den dauerhaften Erhalt der Arbeitsplätze, die Optimierung der Leistungen eines Unternehmens unter ökologischen Aspekten und soziales Engagement eines Betriebes.
Prof. Dr. Stephanie Kapitza, Vizepräsidentin der TH Rosenheim, begrüßte die Gäste, die sowohl online also auch an der Hochschule dabei waren, bevor Julia Drexler und Prof. Dr. Bernd Hacker von der Fakultät für Betriebswirtschaft durch das Programm führten. Die Redner*innen und Teilnehmer*innen an den Podiumsdiskussionen waren eine Mischung aus weltweit agierenden Großkonzernen wie die Allianz SE oder die Großbank HSBC und regional erfolgreichen Unternehmen wie Zum Beispiel Doghammer, Werndl & Partner GmbH oder Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. Daneben engagierten sich mittelständische überregionale Unternehmen mit Bezug zu Rosenheim, darunter die WTS Steuerberatungsgesellschaft und die BDO Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Erste Rednerin war Evi Weichenrieder, Leitung Nachhaltigkeitskommunikation bei HiPP. Sie stellte die Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDG) des bekannten Herstellers für Babynahrung vor: Schutz von Landökosystemen, Sicherstellung von nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern, Förderung von nachhaltiger Industrialisierung und Innovationen sowie Gewährleistung von hochwertiger Bildung und Möglichkeiten eines lebenslangen Lernens für alle. „Diese Ziele betreffen uns in vielen Belangen direkt im Geschäftszweck“, sagte Weichenrieder.
Deutliche Kritik an Greenwashing
Dominique Simon, Geschäftsführerin des Mode-Start-Ups Rock on & Namasté, ging auf das Thema Greenwashing ein. Dabei handelt es sich um eine kritische Bezeichnung für PR-Methoden, die darauf abzielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt. Sie selbst habe den Weg zu ihrem nachhaltigen Modelabel gefunden, als sie noch als Einkäuferin für eine große Kette in Bangladesch gewesen sei. „Wir waren auf jeden Euro, um den wir die armen Menschen dort runterhandeln konnten. Und dann habe ich gesehen, was dort los ist, wie diese Menschen arbeiten müssen und was ein Euro bedeuten kann. In der Woche danach habe ich gekündigt“, blickte Simon zurück.
Probleme, Nachhaltigkeit in der Lieferkette konsequent durchzusetzen, kennt auch Maximilian Hundhammer. Der Gründer von Doghammer, einem lokalen Produzenten von hochwertigen Schuhen, berichtete über seinen Lernprozess. „Gestartet haben wir in der heimischen Garage, als ich noch an der TH Rosenheim als Student eingeschrieben war. Dort haben wir uns wichtige Fragen gestellt: Muss es denn vegan sein? Können wir jedes Material überhaupt bis ins kleinste Detail kennen und die Lieferkette nachweisen? Müssen wir die Nachhaltigkeit hinten anstellen, wenn die Langlebigkeit leidet?“ Einige Antworten hätten sie erst während der Geschäftstätigkeit gefunden, so Hundhammer.
Für die Baubranche sprach Maximilian Werndl von Werndl & Partner. Für ihn ist die Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien ein wesentlicher Schlüssel, um den Ausstoß von Treibhausgasen in diesem Bereich zu reduzieren. Immerhin ist der Bausektor einer der Hauptverursacher von Klimagasen.
Einen möglichen Weg zu mehr Nachhaltigkeit formulierte Johannes Wesemann, Gründer der Nichtregierungsorganisation Allrise: „Wir müssen viel mehr gegen Staaten klagen, die systematisch globale Klimaschutz-Bestrebungen untergraben“. Der Rechtsweg erscheint für Wesemann durchaus als Mittel geeignet, mehr bewerkstelligen zu können – mehr Schutz der Flora und Fauna, der Allgemeingüter, des Klimas und mehr Aufmerksamkeit weltweit.
Nachhaltigkeit auch in der Finanzbranche angekommen
Auch im Themenbereich Steuern und Finanzen ist das Thema Nachhaltigkeit hoch relevant. „Ja, wir haben auch schon Geschäft und Kunden verloren, da wir uns an die internen Vorgaben zur nachhaltigen Geldvergabe gehalten haben“ so Katarina Wagner von der HSBC. Es sei angekommen, dass langfristige Imagesicherung und somit das Verfolgen nachhaltiger Ziele höher zu bewerten seien als kurzfristige Gewinnerzielung. Der Fokus auf nachhaltige Werte hat nach Wagners Worten bei der HSBC inzwischen hohe Bedeutung und wird demnach sowohl in der Finanzierungs- als auch der Investitionsseite berücksichtigt.
Alexander Korn von der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling sprach in diesem Zusammenhang von einer deutlichen Zunahme des Interesses an nachhaltigen bzw. ökologischen Anlageformen. „Der Markt liegt zwar noch weit hinter den Vorstellungen der Anleger zurück, doch das Angebot wird nach und nach besser“, sagte Korn. Die staatlichen Regularien würden dabei helfen, die ESG-Kriterien sichtbarer und vergleichbarer werden zu lassen. „In diesem Bereich muss noch mehr gegen Falschinformation und somit auch Greenwashing getan werden“, so der Finanzexperte.