Premiere an der Fakultät für Holztechnik und Bau der Technischen Hochschule Rosenheim: Im Rahmen einer Abschlussfeier wurden die ersten Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiengangs Ingenieurpädagogik verabschiedet. Sie können nun direkt an einer Universität ihren Master Berufliche Bildung machen und anschließend mit dem Referendariat ins berufliche Schulwesen starten. Alternativ ist eine Karriere in der Bauindustrie oder im Baugewerbe möglich.
Für Bayern ist das Modell der Ingenieurpädagogik das erste Modell, bei dem sich eine Hochschule für Angewandter Wissenschaften aktiv in die Lehrkräfteausbildung einbringt. Zwar gibt es auch an anderen Hochschulen das Modell der Ingenieurpädagogik für verschiedene Fachrichtungen. Die TH Rosenheim mit ihrer besonderen Expertise im Bereich Holz und Bau fokussiert sich jedoch auf ihren Kernbereich Bautechnik und hebt sich damit von anderen Studienangeboten ab. Für seine Einzigartigkeit wurde das Studienmodell vom Stifterverband mit dem Preis „Hochschulperle“ ausgezeichnet.
Das Studium umfasst drei Schwerpunkte: erstes Unterrichtsfach Bautechnik und ein zweites Unterrichtsfach wie Holztechnik oder Informatik sowie Berufspädagogik. Die Module der Berufspädagogik bereiten auf ein zukunftsfähiges Berufsprofil als Berufsschullehrkraft vor. „Die Prognosen für den Lehrerbedarf bis 2030 zeigen eindeutig: Mit einem Abschluss als Berufsschullehrkraft Bautechnik braucht man sich keine Sorgen um eine Übernahme in den Staatsdienst zu machen, weder in Bayern noch in anderen Bundesländern. Im Gegenteil: Die Absolventen können oft wählen, an welcher Schule sie unterrichten möchten“, so Professor Benno Eierle, der den Studiengang federführend aufgebaut und in den ersten Jahren geleitet hat.
Moderne Lerninfrastruktur bietet vielfältige Möglichkeiten
„Die TH Rosenheim ist bekannt für ihre herausragenden Labore und Werkstätten. Diese ermöglichen ein erfahrungs- und praxisorientiertes Lernen. Um auch die berufspädagogischen Module erlebbar zu machen, wurde eine spezielle Lerninfrastruktur eingerichtet, von der die Studierenden sehr profitieren“, erläutert Professorin Sandra Bley, die den Studiengang inzwischen leitet. Die Studentinnen und Studenten werden beispielsweise mit ihrer Lehrstunde auf Video aufgezeichnet, die Aufnahme erfolgt aus einem angrenzenden Regieraum aus mit verschiedenen Perspektiven. Anschließend setzen sich Studierende und Lehrende zusammen, um das Kommunikations- und das Kollaborationsverhalten zu analysieren und zu reflektieren.
Die Studiengangsleiterin verwies in ihrem Rückblick auch darauf, dass die Zahl der Studierenden jüngst deutlich gestiegen ist. „Wir hatten im letzten Wintersemester einen Zuwachs von 30 Prozent, das ist sehr erfreulich.“ An die Adresse der elf Absolventinnen und Absolventen sagte Bley: „Tragen Sie den Geist und die Innovationskraft, die Sie an der Hochschule gezeigt haben, in andere Institutionen und ganz besonders in unsere Schulen. Erzählen Sie dort von ihren Rosenheimer Erfahrungen und besuchen Sie uns immer wieder!“
„Mehr als nur ein Ort des Lernens“
Für den ersten Abschlussjahrgang blickte Thomas Köhn auf die Studienzeit zurück: „Wenn mich jemand fragt, was Rosenheim so besonders zum Studieren macht, dann ist es vor allem das Persönliche und Menschliche. Dozentinnen und Dozenten, die einen persönlich kennen und schätzen. Gespräche auf Augenhöhe und Feedback, das konstruktiv aufgenommen wird mit dem gemeinsamen Ziel, etwas zu verbessern. So etwas ist an Hochschulen und Unis nicht selbstverständlich.“ Die Startbedingungen seien im Herbst 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht einfach gewesen, so Köhn, aber ungeachtet dessen habe die Zeit an der TH Rosenheim alle Studierenden verändert und geprägt. „Es war für uns mehr als nur ein Ort des Lernens. Es war ein Abenteuerspielplatz, ein Testgelände für Neues, ein Netzwerk voller Möglichkeiten, eine ausgelassene Feier, ein Hürdenlauf und ein Garten, in dem wir wachsen konnten.“