Hettich »Möbel auf Europalette«
Das Unternehmen Hettich ist ein führender Hersteller von Möbelbeschlägen in Deutschland und Europa und hatte das Ziel, in einem Forschungsprojekt an der Technischen Hochschule Rosenheim unter der Leitung von Prof. Kilian Stauss und Prof. Thorsten Ober mit Studierenden aus den Fakultäten IAD (Innenarchitektur, Architektur, Design) und HTB (Holztechnik und Bau) das Thema »Möbel auf Europalette« zu untersuchen.
Das Unternehmen ist vorwiegend im B2B-Sektor tätig (Business to Business). Das Projekt »Möbel auf Europalette« fokussierte hingegen auf den B2C-Sektor (Business to Customer). Es ging also nicht darum, Beschlags- und Möbel-Lösungen zu entwickeln, die an Weiterverarbeiter oder den Fachhandel geliefert werden, sondern um Lösungen für den Endkunden. »Business to Customer« ist ein vollkommen anderer Markt und die zu entwickelnden Produkte müssen spezifisch für diesen Markt entwickelt werden. Die Bestellung muss einfach durchführbar sein (Verständlichkeit des Produktes oder Systems, einfaches Bestell-Interface). Die Ware muss sich schnell und einfach konfigurieren
und verpacken lassen (geringe Teilevielfalt, Gleichteile).
Die Ware muss sich gut transportieren und liefern lassen (geringes Gewicht, kleines Packmaß, alles muss zwingend auf eine Europalette
passen, gerne aber auch noch kleiner). Die Ware muss sich leicht auspacken und montieren lassen (wenig Wegwerfverpackung, gute Usability durch möglicherweise werkzeuglose oder werkzeugarme Montage). Und die Ware soll sich auch im Gebrauch mit vertretbarem Aufwand umbauen, abbauen, neu aufbauen oder erweitern lassen.
Diese auf den Customer zentrierten Vorteile haben auch positive Auswirkungen auf die Produktion: Geringes Gewicht, geringe Teilegrößen und reduzierte Formen- und Teilekosten sparen Geld und Zeit und sorgen wiederum für einen reduzierten Endkundenpreis. Hierfür wurden innovative Ansätze sowohl im Bereich der Ausgangsmaterialien als auch im Bereich der Möbelverbindungen gefunden. Auch Beschlagslösungen wurden komplett neu entwickelt. Zuletzt war von den Studierenden für alle Bauteile der Nachhaltigkeitsaspekt im Sinne von »Cradle-to-Cradle« zu berücksichtigen, denn auch Möbelanbieter werden zukünftig stärker Rücknahme-Möglichkeiten etc. anbieten. Die Nachhaltigkeit hat dabei viele Aspekte. Technisch gesehen interessieren Reparierbarkeit, Nachkauf und Austauschbarkeit von Teilen sowie Rücknahme und Rezyklierbarkeit der zum Einsatz gekommenen Materialien. Ökologisch interessieren der Energieaufwand und die Umweltverträglichkeit der zum Einsatz kommenden Materialien und Stoffe. Sozial sind Faktoren wie Anpassbarkeit, Rückbaubarkeit und die Möglichkeit eines häufigeren Auf- und Abbaus wichtig.
Die von den Studierenden entwickelten Lösungen wurden innerhalb des Projektsemesters in den Werkstätten und Laboren der Hochschule – zum Teil mit Unterstützung von Hettich – in Designmodelle und Funktionsprototypen umgesetzt.
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