„Modellierung zielt darauf ab, sich selbst physikalische Prinzipien auf der Basis eines immer komplexer werdenden Rahmens im Team von Grund auf zu erarbeiten“, erläutert Prof. Dr. Claudia Schäfle von der Fakultät für Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften, die den Workshop initiiert hat. Ausgangspunkt ist demnach ein einfaches, zielgerichtetes Experiment. Nach dessen erster Durchführung müssen sich die Studierenden auf einvernehmliche Bedingungen, sogenannte operationale Definitionen, einigen. Unter deren Berücksichtigung beschreiben sie dann ihre Beobachtungen aus dem Experiment.
„Die Modellierung versucht, die Studierenden zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihren physikalischen Fehlvorstellungen anzuregen und diese zu korrigieren, um sich dann eine solide Grundlage zu schaffen, auf der auch komplexe physikalische Ideen verstanden werden können“, so Schäfle. Durch ihre eigenen Vorhersagen und Beobachtungen könnten die Studierenden ein mentales Modell entwickeln, das auf vielfältige Weise dargestellt werden kann: sprachlich, grafisch, mathematisch, anhand von Simulationen oder mit Diagrammen.
An dem Workshop mit James Vesenka, der an der University of New England im US-Bundesstaat Maine lehrt und derzeit ein Auslandsjahr am Leibniz-Institut für Photonische Technologien in Jena verbringt, nahmen neun Lehrende aus dem Lehrbereich Physik der TH Rosenheim teil. „Ich denke, man braucht etwas Übung, um das umzusetzen. Aber es hilft den Studierenden auf jeden Fall und macht Spaß“, lautete das Fazit einer Teilnehmerin.
„Wir haben sehr wertvolle Erkenntnisse für unser PRo-Aktjv-Team mitgenommen, die wir in auch in das Projekt HigHRoQ einfließen lassen“, bilanziert Schäfle nach dem Besuch. Pro-Aktjv bezeichnet das Didaktik-Projekt „Physik und Mathematik in Rosenheim – Aktiv und kontinuierlich just-in-time verstehen“ der Hochschule. HigHRoQ wiederum steht für „Hybride, individuelle und greifbare Hochschullehre in Rosenheimer Qualität“ und hat zum Ziel, Studierende durch didaktisch sinnvoll eingesetzte digitale Technologien und innovative Lehrformate noch besser individuell zu fördern.