Für ihre zukunftsweisenden Lernräume erhält die TH Rosenheim vom Stifterverband die Auszeichnung Hochschulperle des Jahres 2022. Bei einem Publikums-Voting erreichte das Siegerprojekt 36 Prozent der Stimmen. Zur Wahl für den Preis standen die zwölf Hochschulperlen der Monate Januar bis Dezember 2022, die TH Rosenheim war gemeinsam mit der Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel die Hochschulperle im November. Die Preisverleihung findet Ende März in Berlin statt.
Das Konzept der SCALE-UP-Räume (student-centered active learning environment for upside-down pedagogies) unterstützt Studierende im Lernprozess. An runden Tischen arbeiten sie in unterschiedlichen Teams zusammen. Das heißt, es gibt kein vorne und kein hinten. Nicht der präsentierende Lehrende steht im Mittelpunkt der Veranstaltung, sondern der oder die Studierende. Er oder sie wandelt sich vom passiven Zuhörer in einen aktiven Mitmacher: Die Studierenden führen kleinere Experiment oder Simulationen durch, diskutieren im Team, bis alle es verstanden haben oder bearbeiten gemeinsam Aufgaben am Whiteboard.
Für dieses Lehrkonzept stehen unterschiedliche Projektionsflächen in verschiedenen Richtungen zur Verfügung. Die Studierenden nutzen unterschiedliche digitalen Kollaborationstools, Clicker-Abstimmungssysteme und Experimentieranordnungen mit digitaler Messdatenerfassung. Studierende, die nach diesem Prinzip lernen, weisen eine erhöhte Problemlösungsfähigkeit auf, haben erwiesenermaßen ein besseres konzeptionelles Verständnis und eine höhere Erfolgsquote.
Lehrende begleiten und steuern Aktivitäten im Raum
Die Studentinnen und Studenten bereiten sich zuhause auf den Unterricht vor, sie lesen sich in den Stoff ein und schauen auch Videos dazu an. Zudem machen sie einen Test, anhand dessen die Lehrenden erkennen, ob die Inhalte verstanden werden beziehungsweise was eingehend erklärt werden muss. "Wir begleiten und steuern die Aktivitäten, wir überprüfen das Erarbeitete, diskutieren mit den Studierenden und stellen ihnen gezielte Fragen", erläutert die Physik-Professorin Dr. Claudia Schäfle, die das Konzept nach US-amerikanischem Vorbild an der TH Rosenheim initiiert hat. Auf diese Weise wisse man viel besser, wo die Studierenden beim Stoff stehen und könne gezielt offene Fragen behandeln.
„Es ist beispielhaft wie hier die Kombination aus Raumgestaltung und didaktischem Lehr- und Lernkonzept Hand in Hand gehen“, so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats November nach Rosenheim und an die Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel zu vergeben, wo es ebenfalls solche Räume gibt. „Diese Form von Lehrveranstaltungen gerade für MINT-Fächer zu entwerfen, ist wichtig, um mehr Studierende zu befähigen, ihr Studium erfolgreich abzuschließen. Das SCALE-UP-Konzept zeigt räumlich, welche Rahmenbedingungen es braucht, um mehr Future Skills wie Problemlösungsfähigkeit zu erlangen. Es ist zwar für den MINT-Bereich konzipiert, kann aber jederzeit auch für andere Fächer entwickelt werden.“
Zwei SCALE-UP-Räume stehen zur Verfügung
Der erste SCALE-UP-Raum an der TH Rosenheim wurde vor gut zwei Jahren eröffnet, allerdings konnte er aufgrund der Corona-Pandemie zunächst nicht wirklich genutzt werden. Seit dem Wintersemester 2022/23 gibt es einen weiteren, noch größeren Raum. Der Umbau und die Ausstattung der Räumlichkeiten wurde mit Mitteln aus dem Projekt HigHRoQ bezahlt. Diese Abkürzung steht für „Hybride, individuelle und greifbare Hochschullehre in Rosenheimer Qualität“. Ziel des mehrjährigen Projekts ist, durch den didaktisch sinnvollen Einsatz digitaler Technologien in der Lehre den Studierenden neue und veränderte Lernprozesse, Lernerfahrungen und individualisierte Lernorganisationen über die traditionelle Präsenzlehre hinaus zu ermöglichen.